Natur – Land – Wirtschaft (NLW). Transformation der Landwirtschaft
Die nachhaltige Transformation der Landwirtschaft ist zentral für die Bewältigung drängender sozialer und ökologischer Herausforderungen unserer Zeit. Wie diese Umgestaltung vonstattengehen kann und soll, wird in der Gesellschaft jedoch kontrovers diskutiert. Das Forschungsprojekt erschließt Konflikte und Chancen rund um die Transformation hin zu einer Landwirtschaft, die soziale Einbettung und ökologische Nachhaltigkeit verbindet. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Konzept der Sozialen Landwirtschaft.
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Die nachhaltige Transformation der Landwirtschaft ist zentral für die Bewältigung drängender sozialer und ökologischer Herausforderungen unserer Zeit. Wie diese Umgestaltung vonstattengehen kann und soll, wird in der Gesellschaft jedoch kontrovers diskutiert. Unterschiedliche Ansprüche an die Landwirtschaft stehen mitunter im Widerspruch zueinander. Manchmal treffen sie auf den Widerspruch von Landwirten, die sich nicht in der Lage sehen, etwa neuen Umweltschutzanforderungen gerecht zu werden, während sich am wirtschaftlichen Druck auf ihre Unternehmen nichts ändert.
Mit der enormen Produktivitätssteigerung und der Rationalisierung der Arbeit bringt die moderne Landwirtschaft auch einen steigenden sozialen, ökonomischen und ökologischen Druck mit sich. Die Aufgabe zahlreicher bäuerlicher Betriebe, die Abhängigkeit von externem Finanzkapital und die Abnahme von Biodiversität und Bodenfruchtbarkeit sind nur einige Zeichen dafür. Nachhaltigkeit war jedoch eigentlich schon immer zentral für die Tätigkeit der Bauern, wovon nicht zuletzt Familienbetriebe zeugen, die seit Jahrhunderten am selben Ort tätig sind.
Das Forschungsprojekt „Natur – Land – Wirtschaft“ erschließt die Konflikte rund um die Transformation hin zu nachhaltiger Landwirtschaft zunächst anhand begrifflicher Fragen. Es zeigt sich, dass das unterschiedliche Handeln historisch wie in der Gegenwart auch auf einem unterschiedlichen Verständnis etwa von Wirtschaften und Natur beruht. Ein weiterer Ausgangspunkt des Projektes ist der Transformationsbegriff und seine Verknüpfung mit den drei Säulen der Nachhaltigkeit: dem Sozialen, dem Ökologischen und dem Ökonomischen. Die moderne Gegenüberstellung von Natur und Kultur, die Engführung des Freiheitsbegriffs auf die Vorstellung von Besitzrechten und unterschiedliche Gerechtigkeitsbegriffe sind prägend für das Verhältnis dieser drei Säulen.
Sogenannte „Pioniere“ spielen bei der sozial-ökologischen Transformation der Landwirtschaft eine besondere Rolle, die auch in der Transformationsforschung betont wird. Wie können bestimmte Pionierbereiche Nachhaltigkeit realisieren und breiter anschlussfähig werden? NLW analysiert die Anwendungspotenziale neuer Denk- und Handlungsstrategien.
Ein Schwerpunkt des Projekts liegt dabei auf dem Konzept der Sozialen Landwirtschaft. Dieses ist in der gesellschaftlichen Diskussion noch relativ unbekannt, bezeichnet aber eigentlich ein uraltes Phänomen. Denn Landwirtschaft sorgt seit jeher nicht allein für die Nahrungsmittelproduktion, sondern ist auch als soziale Lebensform zu verstehen. Sie stellt einen Raum dar, in dem Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Bedürfnissen zusammenarbeiten und dabei von und mit der Natur leben. Dabei muss heute vieles, das lange selbstverständlich war, erst wiederentdeckt werden. Heute wird in der Sozialen Landwirtschaft die soziale Dimension auch als besondere Dienstleistung behandelt. Sie kann für Menschen mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen eine erfüllende und oft therapeutische Wirkung entfalten. Es gibt zahlreiche Beispiele dafür, von der Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigung über pädagogische Projekte mit Kindern und Jugendlichen, die Resozialisierungsarbeit bis hin zur Freizeit für Menschen mit Demenz. Auch für die Höfe selbst liegt darin eine Chance für die Diversifizierung von Erwerbsfeldern ebenso wie für das neue Erleben des hohen Wertes landwirtschaftlicher Tätigkeit. Auf diese Weise bieten sich in der Sozialen Landwirtschaft Möglichkeiten, soziale Inklusion und ökologische Nachhaltigkeit miteinander zu verbinden.
In Zusammenarbeit mit dem Praxisnetzwerk Soziale Landwirtschaft, dessen Aufbau es begleitet, führt das Projekt Online-Abende und weitere Informationsveranstaltungen zur Sozialen Landwirtschaft durch. Ziel ist es v.a., weitere Landwirtinnen und Landwirte über die Möglichkeiten sozialer Landwirtschaft zu informieren. Dabei wird zugleich auf eine breite Kommunikation der Ergebnisse gesetzt.